Bedrohen uns Viren und Bakterien,

oder bedrohen wir uns selbst?

25. Dezember 2020
von Hans-Lothar Michels

Der Arzt Dr. Thomas Hardtmuth hat der Zeitschrift „Das Goetheanum" 51-52 ein lesenswertes Interview zum Thema „Was die Viren uns lehren“ gegeben.

Er führt aus, dass wir seit ca 20 Jahren wissen, dass Viren die „Urbausteine des Lebens“ darstellen. Die Welt der Bakterien und Viren ist unglaublich komplex und jedes Lebewesen hat nach seinen Aussagen eine charakteristische mikrobielle Sphäre, die einen Teil seiner Individualität darstellt. Es stellt eher eine Ausnahme dar, wenn Viren eine Krankheit erzeugen. Das kiann man unter anderem daran erkennen, dass mit jedem Atemzug etwa 10000 Viren in die Lunge eintreten.

Ebenso verhält es sich mit den Bakterien: etwa ein Drittel aller Menschen tragen die Bakterien, die Scharlach erzeugen mit sich herum ohne an Scharlach zu erkranken. Hardtmuth bezeichnet diese menschliche Viren-und Bakteriengemeinschaft als Mikrobiom. Jeder Mensch besitze sein individuelles Mikrobiom. Dr. Hardtmuth meint, dass dann Krankheitsprozesse beginnen, wenn dieses Mikrobiom nicht mehr in der rechten Weise zusammenklingen kann.

Faktoren, die dieses Zusammenklingen ungünstig beeinflussen, können persönliche Störungen wie Stress, fehlerhafte Ernährung, Medikamente, gesellschaftliche Prozesse, mit denen Individuen Schwierigkeiten haben sowie Einflüsse aus der Natur und aus dem Kosmos sein.

Was die persönliche Ebene betrifft, wissen wir aus den Forschungen der Psychoneuroimmunologie, dass Belastendes wie z.B. Angst und Panik das Immunsystem schwächen und anfällig für Infektionen machen. Nicht zuträgliche Ernährung verändert die Bakterienzusammensetzung im Darm. In der Darmwand selbst sind Inseln immunkompetenter Zellen eingelagert, die von der Bakterienflora im Darm beeinflusst werden.

Antibiotika und antiviurale Medikamente stören dieses ausgeklügelte Zusammenspiel und führen oft zu einer Vermehrung der Viren und Bakterien, die häufig noch gefährlicher sind als die ursprünglich bekämpften. Kurz-oder langfristig werden so gefährlichere Krankheitsprozesse hervorgerufen als es die ursprünglichen waren.

Überhaupt stellt es eine interessante Frage dar, ob Menschen erkranken weil Viren und Bakterien ein Lebewesen befallen haben. Beschreibt dieser platt-reduktionistische Ansatz tatsächlich die Wirklichkeit oder könnte es nicht auch so sein, dass sich Bakterien und Viren auftreten, weil Menschen erkranken. Wobei der Krankheitsprozess sich auf einer Ebene abspielt die wir nicht einsehen können. Was wir feststellen können sind immer nur die Symptome/Befunde der Krankheit.

Die ersten Hygieniker, Bakteriologen und später Virologen waren Sanitätsärzte, und kamen allesamt aus dem Militär. Das militärische Denken – den Feind anzugreifen und zu vernichten haben sie in diese Medizin eingeführt, wir bekämpfen den viralen oder bakteriellen „Feind“ immer noch so, als würden wir ihm an einer militärischen Front begegnen.

Die meisten Virologen haben dieses Denken bis heute unverändert behalten – wie sollten sie es auch ändern? Sie sitzen in ihren Laboren, haben nie eine Arztpraxis als Therapeuten von innen gesehen und damit auch wenig von den Konsequenzen ihres Tuns erfahren. Dabei verharren sie bei einem vollständig veralteten Weltbild aus dem 19. Jahrhundert. Ökologisch auf der Ebene von Beziehungen zu denken ist ihnen so fremd wie unseren Politikern.

Dr. Hardtmuth weist darauf hin, dass zum Beispiel die Pest des ausgehenden Mittelalters unter diesen Gesichtspunkten weniger eine Folge der Anwesenheit von entsprechenden Bakterien war sondern vielmehr eine Folge der beginnenden Stadtentwicklung unter katastrophalen hygienischen Bedingungen.

Und ich möchte hinzufügen: am Beginn der Neuzeit stand die Syphilis, eine überaus zerstörerische Erkrankung. Sie läutete ein und war Signal für die Entwicklung einer kapitalistischen Gesellschaftsform die bis heute in aller Welt neben manchem Fortschrittlichen Leid und Zerstörung für alle Lebewesen produziert hat.

Zurück zu den Viren: der vernagelte Blick auf den Kampf gegen die Viren hat uns bisher vergessen lassen, was wir tun können, um unser Immunsystem zu verbessern: 

  • Die Aktivität des Immunsystems nimmt nach Aussagen von Dr. Hardtmuth um 50% zu, wenn wir täglich eine Stunde im Wald spazieren gehen.
  • Es gibt eine Reihe von Studien die zeigen, dass Menschen die bedrohlich an Covid erkrankten oder verstarben an einem deutlichen Vitamin-D-Mangel litten. Vitamin D ist nicht nur notwendig für eine gute Mineralisation des Knochens, sondern auch für eine ordnungsgemäße Funktion des Immunsystems.
  • Vitamin A ist bei Viruserkrankungen ebenso wichtig. Dazu kommen Spurenelemente wie Zink und Selen und manche Gewürze, an erster Stelle sind hier Ingwer und Curcuma zu nennen.

Nach 30 Jahren Tätigkeit als niedergelassener homöopathischer Arzt besitze ich viel Erfahrung mit der homöopathischen Behandlung grippaler Infekte. Die Therapie dieser Virusinfekte ist sehr effektiv, wenn sie früh, in einem Stadium in dem die Schulmedizin nichts tun kann, begonnen wird. Schmerz – und fiebersenkende Mittel sollten, ausser in sehr seltenen Ausnahmen vermieden werden um die normale Arbeit des Immunsystems nicht zu stören. Mittlerweile gibt es Studien und Berichte aus der ganzen Welt, die zeigen, wie wirkungsvoll eine früh begonnene homöopathische Behandlung auch im Fall einer Covid-Erkrankung ist.

Leider sind die Erfahrungen über die homöopathische Behandlung von an Covid erkrankten Patienten auf den Intensivstationen wesentlich seltener, nicht weil dies nicht möglich wäre, sondern weil es immer noch grosse, unbegründete und auf Vorurteilen beruhende Berührungsängste von Intensivmedizinern zu Homöopathen gibt. Ich bin aus Kenntniss der wenigen Berichte über Behandlungen auf der Intensivstation überzeugt, dass auch dieses möglich wäre.

 

Literatur:
Homöopathische Behandlung bei Epidemien und Covid-19, Erfahrungsheilkunde 0202; 69(04): 200-207
Covid-19 in der homöopathischen Behandlung, Hahnemannzentrum-meissen.de
Dr. Rajan Sankaran: Die homöopathische Behandlung von Covid 19, Narayana-verlag.de
Dr. Aditya Kasariyans und Dr. Rajan Sankaran: Homöopathie für Infektionen mit dem Coronaviruse Covid-19
Blick nach Italien – Corona-Pandemie und Homöopathie, Homöopathie-Zeitschrift IV 2020, S. 74-79